Alle Fragen von "jeannie"
Alle Antworten von "jeannie"
Liebe/r Umjo,
ich habe mich jetzt mal extra für Dich hier angemeldet, weil ich gerne meine Meinung zum Friedwald abgeben möchte. Ich habe noch keine direkte Erfahrung, sondern habe mich zwecks eigener Vorsorge damit beschäftigt. Ich war bei einer kostenfreien Waldführung dabei, d. h. man kann sich das alles ansehen und Fragen stellen. Ich bin von der Bestattungsform überzeugt und möchte das für mich (derzeit 45 Jahre) genauso arrangieren. Ich habe den Wunsch unter einer bestimmten Baumsorte bestattet zu werden. Diese möchte ich im Idealfall selbst pflanzen. Leider kann ich Dir keine Erfahrung aus erster oder zweiter Hand (Witz) mitteilen, dennoch: ich bin davon überzeugt. 1) ich finde den Gedanken, mit meiner Bestattung ein Stück Natur zu erhalten, tröstlich, da nützlich im Tod. 2) ich habe in der Zukunft vermutlich niemanden, der längerfristig mein Grab pflegen würde (kinderlos). 3) ich mag den Gedanken, alles im Vorfeld geregelt zu haben. 4) wenn ich den Baum gepflanzt habe, kann ich ihn besuchen. Mit seinem Voranschreiten im Wachstum erfahre ich meine eigene Sterblichkeit und erkenne hoffentlich damit den Wert der Zeit, die ich voraussichtlich und hoffentlich noch habe.
Es ist Voraussetzung, dass man sich einäschern lässt. Das ziehe ich sowieso einer Erdbestattung vor, denn ich mag den Gedanken daran, dass ich langsam zersetzt werde, nicht so gerne. Für mich also die ideale Bestattungsform: zuerst eingeäschert werden und dann in einer Urne, die sich zersetzt, zurück in die Natur übergeben zu werden.
Nach allem, was ich bei der Waldführung erfahren habe, kannst Du Deine Bestattung arrangieren, wie Du willst. Ob mit Geistlichem oder lieber weltlichem Redner oder gar keinem. Ob mit Trauerfeier oder nicht. Ich persönlich glaube daran, dass die Energie unseres Daseins in eine andere Form übergehen wird. Das stimmt mit der Naturwissenschaft überein, dass sich Energie wandelt und nicht verbraucht wird. Und das erscheint mir mit der natürlichen Form am nähesten an meinem "Glauben", der sich am Buddhismus orientiert. Ich kann das jetzt vielleicht nicht so toll wiedergeben. Anyway, sicher ist Friedwald auch ein gewinnorientiertes Unternehmen. Aber das sind ja alle. Die wichtige Botschaft, glaube ich, ist, dass Du anscheinend so ziemlich alles, was Du Dir vorstellst vorbestimmen kannst. Nur nicht Grabschmuck und so. Du musst damit OK sein, dass Du kein aufsehenerregendes Grabmal Dein Eigen nennen kannst, sofern Du diese Eigenschaft einem Baum nicht zugestehen magst. Denn Grabschmuck und ähnliches ist wegen der Naturnähe nicht erlaubt (also auch keine Blumen oder so, die Deine Angehörigen hinterlassen könnten oder dürften). Du trittst also ziemlich sang- und klanglos aus der Welt.
Ich hoffe, meine Antwort war nützlich für Dich, denn auch wenn ich noch keine Friedwald-Bestattung erlebt habe, möchte ich dafür sprechen (wobei ich es egal finde ob Friedwald oder Ruhewald oder wie sie heissen mögen). Übrigens gibt es Baumbestattungen meines Wissens nach auch auf verschiedenen "normalen" Friedhöfen... LG und schön, dass Du über so etwas nachdenkst. Ich versteh Dich.