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Lutze

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215 Ärzte fordern die Herausnahme des Kostendrucks im Gesundheitswesen. Gute Idee?

Das Problem: Das Problem ist das Zauberwort „Arbeitsstellen“ und die Politiker haben entdeckt, dass man mit dem Gesundheitswesen Geld machen und Arbeitsstellen schaffen kann. Im Gegenzug sind die Mediziner Prostituten und untermauern pseudowissenschaftlich ihre wirtschaftlich induzierte Übertherapie und Überdiagnostik – wohlgemerkt nicht nur in Spitälern, sondern auch in der Ambulanz, sprich bei den Niedergelassenen. Somit unterstützen sich Mediziner und Politiker gegenseitig. Der Dritte im Bunde, der Patient ist – wie wir alle – Konsument und konsumiert wohlgefällig auch Übertherapien und Überdiagnostiken. Denn immerhin zahlt er ja ordentlich in die Kassen ein. Und dies ist nicht mehr nur eine Opfergabe um nicht krank zu werden, sondern ein Anreiz, das Geld auch wieder heraus zu holen. Weder er noch der Arzt ist in dieser Situation an einer – spannenden – Aufklärung über Sinn und Unsinn, über die Effizienz, einer beabsichtigten Diagnostik und Therapie interessiert. Und die Kassen – selbst, wenn sie nur im Gesundheitssektor zu altruistischer Arbeit verpflichtet sind – sind in Wirtschaftsunternehmen eingebettet, die sehr wohl rein wirtschaftliche Interessen haben und keinesfalls die Interessen der Patienten vertreten. Sie profitieren in jedem Fall – wirtschaftlich und politisch – von der Konsumsteigerung im Gesundheitswesen. Die Kassenärztliche Vereinigung vertritt – wenn überhaupt - die Interessen der niedergelassenen Ärzte, aber keinesfalls die Interessen der Patienten. Sir sorgen für eine missliche Kampfsituation zwischen Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten – auf Kosten der Qualität und der Kommunikationsfähigkeit. Voraussetzung für eine Lösung: Anreize für Arzt und Patient an einem effizienten medizinischen Vorgehen schaffen. D.h. Abschaffung der DRG und auch des in der ambulanten Medizin – auf der Basis des Einzelleistungstarifes erarbeiteten – Gesamtbudgets. Abschaffung der Institution der kassenärztlichen Vereinigung, schon nur um die Kommunikation zwischen Niedergelassenen zu verbessern, die Niedergelassenen fachlich kompetenter zu machen und eine ersprießliche Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern und Niedergelassenen endlich zu ermöglichen. Eine Lösung: · Ausweitung der ambulanten Medizin: In der Ambulanz: flächendeckende Polikliniken (mit verschiedenen Fachrichtungen), deren Träger für die Infrastruktur der Staat, die Kommune oder auch Genossenschaften sein können. In diesen Polikliniken erhält der Arzt ein Gehalt (analog den Krankenhäusern: Zeittarif) und rechnet nicht selbst mit den Kassen ab. Dies erledigt für ihn der Träger des Institutes, der ebenfalls lediglich ein Gehalt erhält (Genossenschaftliches Prinzip) Die Kosten für ambulante Maßnahmen werden betriebswirtschaftlich errechnet und den Kassen in Rechnung gestellt. IGeL Leistungen entfallen vollständig! · Im Krankenhaus erhalten – wie bisher – die Angestellten ein Gehalt (Zeittarif). Die tatsächlichen Kosten für jede Behandlung werden auch hier betriebswirtschaftlich errechnet und den Kassen in Rechnung gestellt. Eine Quersubventionierung – sei es durch Private, sei es durch pauschal gut bezahlte Eingriffe und Maßnahmen – gibt es nicht mehr. Die Kosten für ambulante Maßnahmen werden ebenfalls betriebswirtschaftlich errechnet und den Kassen in Rechnung gestellt. · Der Patient muss prozentual seines Einkommens an den anfallenden Kosten beteiligt werden. · Das schwierigste Problem wird die Abrechnung des tatsächlichen Aufwandes mit den Kassen bedeuten. Denn die Kassen werden davon ausgehen, dass der medizinische Missbrauch der Patienten weiter wie bisher praktiziert werden wird – und dann könnte die Abrechnung des tatsächlichen Aufwandes teuer werden. Es ist jedoch davon auszugehen, wenn die bisherigen Anreize abgebaut sind (DRG, Einzelleistungstarif in der Ambulanz), dass sich sehr rasch eine Medizinalisierung der Medizin – auch wirtschaftlich – ergeben würde und Medizin somit kostengünstiger werden könnte. Umsonst wird sie nie sein. Viele der bestehenden Klein- und Kleinstkrankenhäuser könnten die Funktion einer Polklinik übernehmen, so dass sie dem Exodus auf diese Weise entgehen könnten. Grundsätzlich müsste sich – abhängig von der jeweiligen Bevölkerungsdichte ein Netz von Spitzenmedizinischen Instituten, Schwerpunkts Kliniken und Polikliniken über das Land spannen. Es ist nicht nötig, dass an jeder Milchkanne ein Krankenhaus steht, aber es ist nötig, dass von jeder Milchkanne eine Poliklinik gut erreicht werden kann. Eine solche Planung könnte durchaus einer vernünftigen Planung von Ärzten und Kommunen folgen. Falls – wie zu erwarten – dies nicht möglich sein sollte, müsste eben der Staat eine derartige Planung übernehmen. Was es auch nicht leichter machen würde. Aber besser wäre als weiter so zu wursteln wie bisher. Lutz von Laer, Prof. em. Dr. med, pensioniert