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StechusKaktus

Warum leidet der Mittelstand angeblich unter einer fairen Erbschaftsteuer?

Während Ottonormalverbraucher zur Erbschaftsteuer veranlagt wird, lachen sich die Familienunternehmen ins Fäustchen. Nach gefühlten 200 Jahren hat das nun auch das Verfassungsgericht gemerkt und Änderungen angemahnt. Seitdem herrscht große Aufregung: angeblich breche in Deutschland das Chaos aus und das Land würee in eine Witschaftskrise getrieben. Was ich nicht verstehe: warum soll es einem vermögenden Unternehmer nicht möglich sein, im Zweifel über einen gewissen Zeitraum einen Kredit abzuzahlen. Immerhin hat er ja ein (Betriebs-)vermögen geerbt.
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Antworten (9)
Zombijaeger
Halte ich für keine gute Idee das stärker zu besteuern. Es vernichtet arbeitsplätze, weil einige Unternehmen dann zumachen werden und die meisten Arbeitsplätze entstehen nunmal im Mittelstand. So eine Massnahme ist einfach schlecht für die Konjunktur.
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Dorfdepp
Das Betriebsvermögen besteht hauptsächlich in Gebäuden und Maschinen, die Bargelddecke ist meist dünn, was man daran sehen kann, dass für Investitionen Bankkredite aufgenommen werden müssen, die sich aber aufgrund späterer Gewinne rechnen.
Muss für die Zahlung der Erbschaftssteuer ein Kredit aufgenommen werden, rechnet sich das nicht, sondern stellt eine zusätzliche Belastung für den Betrieb dar. Oder der Erbe muss einen Teil des Betriebsvermögens versilbern, was aber den Betrieb schwächt. In beiden Fällen kann es dazu führen, dass der Betrieb aufgeben muss.
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StechusKaktus
Überzeugende Argumente. Hut ab.
Bei mir bleibt dennoch ein Störgefühl: denn häufig steigt der Unternehmenserbe, unabhängig von seiner Begabung, als Unternehmenschef mit dem entsprechenden Gehaltspaket ein. Und genau das unterscheidet ihn vom Erben eines "Nicht-Betriebsvermögens". Wenn ich also ein Vermögen von einer Million erbe und darauf 20% Erbschaftsteuer zahle, habe ich nach der klassischen Denke noch 800.000 für meine Segelyacht und den Pferdesport. Erbe ich ein Betriebsvermögen von einer Million, so kann damit ein Monatsgehalt (über den eigentlichen Möglichkeiten) von 10.000 verbunden sein. Dies ergibt-je nach Laufzeit -schnell einen Vorteil aus dem Erbe von 2 Millionen. Wenn nun auch das Betriebsvermögen mit 20% besteuert würde und ein Darlehen aufgenommen werden müsste, so würde dies die monatliche Liquidität nur mit 500 pro Monat belasten. Was kein Problem darstellen sollte, oder?
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Dorfdepp
Das Störgefühl heißt "Neid" und ist typisch deutsch, in den USA ist es so gut wie unbekannt. Wir sind bei unseren Antworten ganz nah an der Frage geblieben, und dort steht "Mittelstand". Das sind in der Masse Handwerksbetriebe und kleine Firmen, und die würden halt unter einer Erbschaftssteuer leiden. Diese Leute haben in der Regel keine Segelyacht und keinen Pferderennstall. Dieses Störgefühl hat schon radikale Kräfte veranlasst vorzuschlagen, dass überhaupt keine Vermögen vererbt werden sollen und jeder bei Null anfangen soll. Aber warum sollte dann jemand etwas aufbauen, wenn es am Ende an den Staat fällt? Das wäre das Ende unserer mittelständischen Wirtschaft, die das Rückgrat unseres Wirtschaftssystem darstellt, weil der Mittelstand die meisten Arbeitsplätze schafft. Nur mal so zu Ende gedacht ...
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StechusKaktus
Damit wir uns nicht falsch verstehen: ich bin eine glühende Verfechterin von Steuersenkungen, weil ich der Auffassung bin, dass der Staat das ihm anvertraute Geld größtenteils sinnlos vrschwendet (Betreuungsgeld, Elterngeld, Rente mit 63, usw.). Mit meine Beispiel wollte ich aufzeigen, dass man in dem einen Fall (Segelyacht) anders fühlt als im anderen, obwohl im zweiten Fall die Vermögensmehrung viel höher ist. Und dann ist es eben auch gerecht, beide Beispiele zur Erbschaftsteuer heranzuziehen. Nenne es Neid, ich nenne es Gerechtigkeitssinn. In den von dir genannten Beispielen fällt übrigens meistens ohnehin keine Erbschaftsteuer an, weil kein nennenswertes Nettovermögen vorhanden ist.
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Dorfdepp
Warum wehrt sich denn der Mittelstand gegen die Erbschaftssteuer, wenn er gar nicht betroffen ist? Es geht doch um das Betriebsvermögen, nicht um das Nettovermögen.
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StechusKaktus
Das Betriebsvermögen wird netto ermittelt, also Vermögensgegenstände abzüglich Schulden. Und die Definition des Mittelstands ist uneinheitlich. Teilweise wird auch Bosch noch dazu gerechnet. Sicher aber die Grupps mit Trigema. Bäcker, Metzger und Schreiner werden kaum bis gar nicht von der Erbschaftsteuer tangiert.
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Zombijaeger
Stechus. Was nützt dir die höhere gerechtigkeit, wenn du arbeitslos bist? Gerechtigkeit ist das eine, der staat muss aber auch darauf achten, dass die konjunktur nicht abschmiert.
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StechusKaktus
Ich ziehe in Zweifel, dass eine faire Erbschaftsteuer auch nur einen Arbeitsplatz kosten würde. Argumentation siehe oben.
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