Artu66Me1
Ich hab gelesen, man kann sich anonym beerdigigen lassen. In welchen Fällen macht man wohl eine anonyme Beerdigung, wann soll das gut sein?
Antworten (10)
Ich kenne nur ein anonymes Grab, aber ich denke, wir meinen das gleiche? Ich kannte eine ältere Dame, die ihren Nachkommen keine Last sein wollte und ihnen die Sorge um ein nicht anonymes Grab ersparen wollte (auf einem anonymen Grab gibt es keinen Stein und keine Blumen etc.). Was die Dame nicht bedachte war, dass sie damit Ihren Hinterbliebenen auch einen Ort für die Trauer vorenthielt. Ist Ansichtssache, aber ein Grab ist wohl auch oft wichtig für die Hinterbliebenen, damit sie einen Ort der Trauer haben können...
Ich z. B. finde die Idee, auf einem Gräberfeld zu liegen, also irgendwo unter der auf dem Friedhof ausgewiesenen Grasdecke zu liegen, großzügiger als in einer mit Mäuerchen, Heckchen und Co begrenzten Grabstätte. Die kommen mir immer vor wie eine unangenehme Mischung aus Kleingärtnerparzelle und der Fortsetzung der engen Schubfächer aus der Pathologie nur unter der Erde.
Vielleicht liegt es aber auch an meiner Art zu trauern, wenn ein mir naher Mensch stirbt. ich brauche das Abschiednehmen, das Nochmalsehen (im Idealfall) und Zeit zum Heulen, Erinnern und Teilen von Erinnerungen im Gespräch mit anderen. Diese Erinnerungen leben fort und sind verknüpft mit Orten, an denen man gemeinsam gewesen ist, mit Gerüchen, mit Gesprächsfetzen usw. und begleiten mich noch viele Jahre. Was ich nicht brauche, ist ein Ort, an dem der leblose Körper liegt. Das ist doch "nur" die Hülle, während ich doch den Menschen als Charakter und in seiner Gesamtheit geliebt habe.
Vielleicht liegt es aber auch an meiner Art zu trauern, wenn ein mir naher Mensch stirbt. ich brauche das Abschiednehmen, das Nochmalsehen (im Idealfall) und Zeit zum Heulen, Erinnern und Teilen von Erinnerungen im Gespräch mit anderen. Diese Erinnerungen leben fort und sind verknüpft mit Orten, an denen man gemeinsam gewesen ist, mit Gerüchen, mit Gesprächsfetzen usw. und begleiten mich noch viele Jahre. Was ich nicht brauche, ist ein Ort, an dem der leblose Körper liegt. Das ist doch "nur" die Hülle, während ich doch den Menschen als Charakter und in seiner Gesamtheit geliebt habe.
Die Mutter meiner Lebenspartnerin hat sich anonym beerdigen lassen. Das finde ich würdelos. Mein Vater liegt in einem richtigen Grab. Jedes Mal, wenn ich dort bin, erinnere ich mich an die Beerdigung und weiß, dass dort ein richtiger Mensch von uns gegangen ist und nicht nur eine Erinnerung.
In unserer mobilen Gesellschaft wird es für die Angehörigen ( Kinder ) immer schwerer, die Gräber der Eltern und Großeltern zu pflegen. Ein "Pflegevertrag" mit einem Gärtner ist aber teuer, das kann sich nicht jeder leisten. Und wenn man mal über einen Friedhof geht sieht man viele "ungepflegte" Gräber - ich finde nichts trauriger . . . Mein Großvater hat über Jahre hinweg viel Geld in die Pflege des Grabes meiner Großmutter gesteckt, wollte dort auch beerdigt werden, dann wurde er pflegebedürftig, seine neue Frau unterband den Kontakt zu unserer Familie, zahlte die Grabpflege nicht mehr - und als wir dann mal wieder da waren ( alle Kinder und Enkel sind weiter weg ), hatte das Friedhofsamt dasGrab platt gemacht - weil die Nutzungsdauer nicht verlängert wurde. Dann lieber das Geld gespart und einen gepflegten Rasen über mir !
das anonyme Grab ist "kostengünstiger". Zum einen ist die Grabstelle als solches deutlich billiger. Zum anderen ist keine Bepflanzung notwendig, die regelmäßig (ggf. durch teuren Gärtner) gepflegt werden muß, Dies ließe sich zwar auch mit einer Steinplatte erreichen, aber eine solche Grabgestaltung erlaubt nicht jede Friedhofssatzung. Ich habe schon von mehreren Leuten gesagt bekommen, daß sie, weil die Verwandten zu weit weg wohnen, lieber anonym beerdigt werden möchten, als entweder posthum den Angehörigen zur Last zu fallen oder "Naserümpfen" über ein ungepflegtes Grab zu verursachen.
Anonyme Beerdigungen werden in den meisten Fällen auf Wunsch des Verstorbenen durchgeführt. Es fällt keine aufwendige Grabpflege an, weil die Grabstätten auf einer großen freien Rasenfläche liegen. Für die Angehörigen ist später nicht mehr sichtbar an welcher Stelle sich das Grab überhaupt befindet.
Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Wenn Du Deine Nachkommen z.B. nicht mit der Grabpflege belasten willst, dann ist das angebracht. Die Beisetzung ist dann meist auf einer so genannten grünen Wiese. Teilweise lassen sich dort auch Menschen beerdigen, die keine Familie mehr haben. Ich kenne einige, die das schon testamentarisch so geregelt haben.
Die macht man vor allem dann, wenn man seine Ruhe vor Traurenden haben will, aber seine Leiche nicht der Wissenschaft übergeben will. Es kann auch vorkommen, dass Menschen, die in der Öffentlichkeit sehr bekannt sind - vor allem unangenehm - solche Verhältnisse wählen.
Wenn keine bestattungspflichtigen Personen gefunden werden, übernimmt das Ordnungsamt die Bestattung. Dann wird häufig anonym bestattet, weil das am billigsten ist. Eine moderne Version des Armengrabes also.