Frage stellen
Cordelier

In knapp einer Woche ist es wieder soweit.

Die Ossis feiern ihren leider ewigen zweiten Geburtstag.
Frage beantworten Frage Nummer 3000083743 Frage melden

Antworten (21)
dschinn
Ja und die Wessis tragen an diesem Tag Trauerkleidung.
Melden
Dorfdepp
Die Wessis feiern den als "Siegermacht", die Ossis eher weniger, weil viele wieder ihre gute, alte DDR zurückhaben wollen.
Melden
Cordelier
dschinn, ich hab schon Bananen und Orangen gebunkert ehe es keine mehr gibt, und Trauerflor ist seit 11 Monaten und drei Wochen in der Vorbereitung.
Melden
hphersel
mit verallgemeinerungen wie "die Ossis" tue ich mich schwer. Immerhin leben jetzt im Osten dieser Republik viele Menschen, die kein geteiltes Deutschland mehr kennen und die die Unterscheidung zwischen Wessis und Ossi gar nicht verstehen können (und sie auch gar nicht verstehen WOLLEN). Deutschland hat etwas ganz wunderbares geschafft: ZWei Staaten haben sich friedlich (!) zu einem Staat vereint. Wie immer gibt es überall nicht nur Gewinner, sondern auch subjektive und objektive Verlierer, aber eine starke Demokratie kann und muss es aushalten, wenn sich mal die Verlierer zu Wort melden...

PS: Ein Ärztkongress in Leipzig. Zwei Ärzte plaudern in einer Pause. "Wo kommen Sie denn her?" fragt der eindutig an seinem Dialeggd erkannbare Sochse. "Aus dem Siegerland" antwortet knorrig der andere. Der Sachse ist sehr pikiert: "Glauben Sie, wir sind hier im Verliererland oder was?"
(Anmerkung für Leute, die es nicht wissen: das Siegerland liegt in der Gegend um die schöne Stadt Siegen, irgendwo zwischen dem Ruhrgebiet und Frankfurt am Main.)

PPS: Diese Episode ist von Konrad Beikircher geklaut. Aber sie beschreibt den Zustand herrlich :-)
Melden
Dorfdepp
@ rayer

Du schreibst: „ich bedauere nur, dass die Ossis so schnell vergessen haben was ein freies und demokratisches Leben bedeutet.“

Dazu sage ich, sie mussten es erst lernen, und das haben noch nicht alle geschafft, auch nach über einem Vierteljahrhundert nicht, leider. Und „die Ossis“ gibt es nicht, es gibt aufgeschlossene, die die neuen Herausforderungen gemeistert haben, und rückständige, die sich als Verlierer sehen. Rückständiges Denken gibt es im Westen auch, siehe z.B. Coredlier.
Nach der Wende haben die Ossis erst einmal den Kahlschlag durch die Treuhand erlebt. Damals kamen gescheiterte Existenzen in den Osten und traten großspurig auf, das hat keine Sympathien erzeugt. Potentiell überlebensfähige Firm en wurden abgewickelt, weil der Westen keine Konkurrenz wollte, sondern neue Absatzmärkte. Vor diesem Hintergrund finde ich es überheblich darüber zu richten, dass die Ossis sich nicht bedingungslos mit den neuen Verhältnissen abgefunden haben.

Vielleicht macht eine kleine geschichtliche Betrachtung klar, was ich meine. Abgesehen von dem kurzen, erfolglosen Intermezzo der Weimarer Republik waren die Deutschen immer gehorsame Untertanen, im Westen bis 1945, im Osten bis 1989. In den drei Westsektoren haben die Westmächte den Deutschen die Demokratie verordnet, womit diese sich zumindest bis 1968 recht schwer getan haben, das alte Denken ließ sich nur schwer ausmerzen. Die Ossis haben bis 1989 in einem Obrigkeitsstaat gelebt. Die Leute, die in der DDR geboren und aufgewachsen sind, haben das System verinnerlicht und sollten es plötzlich aufgeben. Damit meine ich jetzt nicht die Avantgarde, die den Systemwechsel wollte, sondern die normalen Bürger, die in ihren Trott gelebt haben, nur um die geht es hier. Denen, die keinen echten Vorteil in der Demokratie sehen, einen Vorwurf zu machen, halte ich für besserwesserische Überheblichkeit. Dazu müsste unsere Demokratie besser werden, wie die letzte Wahl gezeigt hat.

Ich habe bisher viele Konkakte in den neuen Bundesländern gehabt (privat, verwandtschaftlich, beruflich), in der Regel sind das aufgeschlossene Leute, die im Leben zurechtkommen. Verlierer habe ich natürlich auch kennengelernt. Aber ich stimme Willy Brandt zu, dass hier zusammenwächst, was zusammengehört.
Melden
Dorfdepp
@ hphersel

"Immerhin leben jetzt im Osten dieser Republik viele Menschen, die kein geteiltes Deutschland mehr kennen und die die Unterscheidung zwischen Wessis und Ossi gar nicht verstehen können (und sie auch gar nicht verstehen WOLLEN)."

Aus welcher Zeitung hast du das? Dieses Denken ist sehr wohl bei jungen Leuten präsent, die die DDR nicht mehr erlebt haben, wohl aber die überlieferte Ost-Kultur pflegen.
Melden
Cordelier
Dorfdepp, deine Lebensgeschichte int. niemanden.
Melden
Dorfdepp
Was für eine Lebensgeschichte? Und wen interessieren Pornopapageien?
Melden
Cordelier
Hey, meine kleinen Krumschnäbel haben damit gar nix zu tun.
Melden
Cordelier
Das sind Wessis!!!
Melden
Dorfdepp
@ rayer

Das war eine allgemeine Betrachtung, die ich nicht auf den Blickpunkt von Pegida und AfD verengen wollte. Aber wenn du nicht anders kannst, viele haben Denkbarrieren, das ist keine Schande, aber schade.
Melden
Dorfdepp
@ Coredlier

Wie ges., deine Pap. int. nmd.
Melden
Dorfdepp
@ rayer

Dann haben wir eine unterschiedliche Definition von Ossies, deine und die allgemein übliche. Damit kann ich leben.
Melden
hphersel
Dorfdepp, ich sehe nicht, inwieweit deine und meine Aussage sich widersprechen sollen.
Melden
Dorfdepp
@ hphersel

Du hast geschrieben, dass die Jungen, die die DDR nicht mehr bewusst erlebt haben, diese Ost-West-Konfontation nicht nachvollziehen können und wollen.

Ich habe dagegengesetzt, dass das die jungen Leute sehr wohl noch tun. Das hat etwas mit Umgebung, Sozialisation und Tradition zu tun.
Melden
DerDoofe
Aha, Dorfdepp, du bist also fest überzeugt, dass die junge Generation im Osten es nachvollziehen kann, wenn man nicht mal eben nach Mallorca fliegen kann. Und sie wissen auch, wie es sich anfühlt, wenn man beim Versuch von Ostberlin nach Westberlin zu gelangen, einfach abgeschossen wird. Sie sind es gewohnt, dass der Nachbar IM der Stasi ist, der jede Aktivität meldet. Das jahrelange Warten auf ein Auto .....

Dorfdepp, es ist wohl eher dein Gedächtnis, dass dich in eine nicht haltbare Richtung lenkt. Da 'drüben' leben zwei Sorten Menschen!
Melden
Dorfdepp
@ Der Doofe
Nein, so habe ich das nicht gesagt. Wenn ich lese, was du daraus machst, gebe ich einfach auf. Gegen soviel Bosheit ist schwer anzukommen.
Melden
elfigy
Ich habe geschäftlich sehr viel mit Ostdeutschen zu tun gehabt und zwar von direkt nach der Wende an. Und ich habe liebe Freunde in Dresden, die sich in Grund und Boden schämen für die Aufmärsche dort und für das Wahlergebnis.
Wir haben oft über die Ursachen geredet. Meine Dresdner Feunde sind der Ansicht, die Rechten konnten sich im Osteb vor allem so breit machen, weil auch die Menschen, die dagegen sind, sich vor allem raushalten wollten. So hatten sie es gelernt. Sich fernhalten von Politik. Da liessen die Menschen in kleinen Orten die Nazis ungehindert marschieren und mit der Zeit fanden das immer mehr in Ordnung. Weiterhin hielten die Menschen im Osten schon immer Fremde für gefährlich und für weniger wert. Rasissmus, verbal und physisch war an der Tagesordnung, vor allem gegen die Vietnamesen, die "Fidschis". Die Ostbürger sind in weiten Teilen verunsichert und orientierungslos. In der Zuwanderung sehen sie eine Bedrohung. Letzten Herbst lernte ich in Vietnam mehrere Reiseleiter kennen, die ihre Deutschkenntniss in der DDR erwarben. Die erzählten mir Vorkommnisse, die noch schlimmer waren, als die, die mir meine Dresdner Freunde erzählten.
Die sogenannten "Abgehängten" nehmen ihre Armut im Vergleich mit Wohlstandbürgern viel stärker wahr, z.b. früher hatte keiner ein besseres Auto als Trabant oder Wartburg. Außerdem besteht eine große Erwartungshaltung an Versorgung durch den Staat.
Die älteren Ostdeutschen, geben diese Gefühle schon teilweise an ihre Kinder weiter. Ich denke, da findet eine Entwicklung über mehrere Generationen statt.
Aber die Richtung der Entwicklung gibt Anlass zur Sorge.
Meine ostdeutschen Freunde und Geschäftspartner sind der Meinung es hätte von Anfang an mehr Aufklärung für ihr neues Gesellschaftsmodell auch für einfachere Bürger in verständlicher Sprache geben müssen.
Ich selbst kann das alles nicht beurteilen, ich gebe nur die Ansicht von Ostdeutschen wieder, die gut integriert und gut gebildet sind. Die sind regelrecht verzweifelt, was da abgeht.
Melden
Swan
Hilft da elfigys Vorschlag:

[Zitat elfigy, 24.9.2017 – 19:46:46]

»Die Mauer wieder aufbauen. Die ostdeutschen Wirtschaftsflüchtlinge abschieben.«?
Melden
DerDoofe
Dorfdepp, die Wahrheit hat viele Gewänder.
Melden
hphersel
@dorfdepp:

ich habe nicht "die" geschrieben, sondern "viele". Ich habe also bewusst *nicht* verallgemeinert, denn *viele* sind nicht *alle*. Es gibt auch andere ausser den *vielen* - das sind die, die du beschreibst, aber auch diese anderen sind nicht *alle* .
Melden