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Panther

Ist Neid ein guter Motivator?

Für mich ja.
In die Arbeiterklasse in Hamburg-Einsbüttel hinein geboren, wurde mir eine fundierte Schulbildung verweigert.
Nach 9 Jahren Volksschule in den Ernst des Lebens mit einem Fußtritt entlassen.
Mit der Straßenbahn auf dem Weg zur Berufsschule an der Hamburger Universität vorbei setzte bei mir der Neid ein. Zweimal die Woche. Einmal hin, dann zurück.
Ich wollte auch auf eine Universität gehen!
In meinem Alter von 40 Jahren fand ich heraus, dass man in Australien als "mature age student" zur Sydney Uni zugelassen werden konnte. Die nächsten 3 Jahre waren die bis dahin schönsten Jahre meines Lebens.

Was macht der Neid mit euch?
Frage beantworten Frage Nummer 3000057693 Frage melden

Antworten (12)
bh_roth
Ich kann dir nicht sagen, was Neid mit mir macht, weil ich dem kaum verfalle. Ich finde, dass Neid einen Menschen eher in seinen im eigenen Möglichkeiten bremst, also kein Antriebsmotor ist, seine eigene Situation zu verbessern. Vielmehr sind alle anderen Schuld an der eigenen Misere, vor allem die, die - neidvoll betrachtet - ein höheres soziales Niveau erreicht haben.
Neid ist mächtig, meist zerstörerisch, aber immer auf den Neider selbst zurückfallend.
Ich halte mich sehr sehr häufig in einem Land auf, welches voll von Neidern ist, mir meinen kleinen Wohlstand anneiden, aber nicht gewillt sind, den faulen Hintern zu heben, um ihre Situation zu verbessern.
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hphersel
Neid alleine ist weder ein guter noch ein schlechter Motivator; erst in Verbindung mit dem Charakter des Neidenden entfaltet Neid seine Wirkung. Und die kann positiv - aufbauend oder negativ - destruktiv sein.
Neid kann also verschiedenes bewirken. Bei manchen - wie anscheinend bei Dir - erweckt Neid Ehrgeiz, andere werden vom Neid zerfressen oder zerstören das, was sie nicht haben (aus welchen Gründen auch immer), weil sie das, ewas sie nicht haben, anderen auch nicht gönnen.
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Panther
Ja, bh_roth,
das verstehe ich. Nicht für jeden ist Neid ein Motivator, sondern eher eine Bremse. Daher meine Frage.

Allerdings habe ich erfahren, dass jene Menschen, die am Neid leiden, und nicht etwa dadurch inspiriert werden, behaupten, sie seien gar nicht neidisch.
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elfigy
Was du da hattest, war nicht Neid, sondern ein Begehren, ein Wunsch, oder sogar eine Sehnsucht.
Neid ist Mißgunst. Nach dem Motto, was ich nicht haben kann, sollen andere auch nicht haben dürfen. Neid ist sogar eine Art Hass gegen die Besitzenden, was auch immer der Besitz sein mag. Das kann auch geistiges Eigentum sein.
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Panther
hphersel,
exzellente Antwort.
Irgendwie erinnert es mich daran, was Erich Fromm in seinem Buch "Die Anatomie der menschlichen Destruktivität" schrieb: In der Destruktivität liegt Konstruktivität.
Weshalb es mich daran erinnert, weiß ich nicht genau. Aber es erinnert.
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Panther
Danke, elfigy,
du bringst mich zum Nachdenken.
Ja, es war mein Wunsch und mein Begehren, gar kein Neid.
Denn ich wollte ja niemandem etwas weg nehmen.

Ich wollte nur einfach aus der Gosse heraus, in die ich hinein geboren wurde. Ich dachte, das war Neid.

👠
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Cordelier
Durch Neid im Beruf bin ich 20 Jahre gemobt worden durch meinen Lehrmeister und späteren Werkstattmeister.

Der Drecksack hat nie verwunden das ich besser als sein Sohn war. Drittbester in der Gesellenprüfung Kreisübergreifend, Meisterbrief, mehrere Auslandseinsätze (überwiegend allein), Abteilungsleitung (eingeschränkt) im Bereich Vakuumbandtrockner und ne große Klappe.

Wir haben uns schon 6 Uhr morgens in der Werkstatt gezofft. Das war nicht angenehm.
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StechusKaktus
http://mobil.stern.de/noch-fragen/die-7-todsuenden-3000010957.html
Hier hatten wir eine ähnliche Fragestellung, die schon damals nicht verstanden wurde...
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Panther
Coredlier,
interessant, dass ich durch meinen – angenommenen – Neid angespornt wurde, und du durch den Neid anderer leiden musstest.

Da hat elfigy tatsächlich recht, Neid kann zerstören.
Du hast 20 Jahre deines Lebens unter dem Neid anderer auf dich gelitten.
Ist die Frage berechtigt: "Weshalb hast du das so lange ausgehalten?"

Du warst doch nicht etwa stolz darauf?
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Panther
StechusKaktus,
ich habe den Thread von früher amüsiert durchgelesen.
Es hat sich an der Argumentation nicht viel geändert. Aber dass Amos diese Community verlassen wollte, war ein leeres Versprechen.

Ich hätte Croc gern kennen gelernt.

🐊
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Cordelier
Panther, ich hatte nen guten Job und hab gutes Geld verdient und ich hatte mit dem Meisterjob gerechnet. Was beseres hätte meinem Chef nicht passieren können, ich war dafür bestens qualifiziert, aber nee, meine Chefin und der Junior wollten das nicht und da war für mich der Zeitpunkt gekommen um tschüß zu sagen.
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Panther
Coredlier,
und es tut heute noch weh, oder?
Ich könnte das verstehen.
Aber nur, wenn man daran zurück denkt.

Wenn ich an meine Schulzeit denke, in der die Lehrer ehemalige SS-Offiziere und KZ-Wärter waren, unsere Turnstunden darin bestanden "Der Höhe nach in einer Reihe antreten, Kopf nach links und abzählen" und dann im Kreis trotten; die Brutalität der Lehrer gegenüber der Schüler unglaublich war, die Hälfte der Unterrichtszeit wurde damit verbracht, die Schüler mit einem Rohrstock zu verprügeln, habe ich Gefühle, die ich nicht beschreiben kann.
Vielleicht ist das Hass. Ich weiß es nicht.

Meine Lehrzeit war eine Demütigung. Na gut, bei Axel Springer nicht. Dort wurden wir ausgebildet, nicht ausgebeutet.
Ich habe Axel Springer ganz kurz persönlich kennengelernt. Im Lehrlingsheim in Hohenbuchen. Er gab einen Vortrag und fragte, wer ihm eine Zigarette geben könnte. Ich saß in der ersten Reihe. Ich rauchte damals Lux. Er nahm sie. Siehste, auch schöne Erinnerungen an eine beschissene Zeit.

Viele Grüße aus Gold Coast,
Paul
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