Späte Einführung des Mindestlohns
Warum wurde der Mindestlohn in Deutschland erst so spät eingeführt?
Antworten (7)
Angemessene Löhne können sich in Zeiten des Fachkräftemangels durchaus positiv auf die Gewinne der Unternehmen auswirken. Zufriedene Mitarbeiter sind produktiver und wechseln weniger häufig. Aber manche Erkenntnisse gebrauchen etwas länger, bevor sie sich herumgesprochen haben....
Wenn man sich die Arbeitslosenstatistiken ansieht, erkennt man schnell, dass der sogenannte Fachkräftemangel ein Mangel an Fachkräften ist, die bereit sind, für 2 € pro Stunde zu arbeiten. Deutsche Arbeitslose sind zu teuer, daher das Verlangen nach osteuropäischen Arbeitnehmern.
In anderen Ländern wurde der Mindestlohn oft als Folge erbitterter Auseinandersetzungen zwischen Arbeitern und Unternehmern erstritten. Diese extreme Polarisierung gab es in Deutschland aber seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr. Arbeitgeber und Arbeitnehmer waren z.B. über die Mitbestimmung in den Betrieben um einen Konsens bemüht - so wurde das Thema Mindestlohn immer wieder "vertagt".
Was soll das heißen, dass es diese extreme Polarisierung seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben hat? Dass es sie während des zweiten Weltkriegs gegeben hat? Unwahrscheinlich! Dass es sie die Jahre davor gegeben hat? Unwahrscheinlich! In der Weimarer Republik? Unwahrscheinlich! Was also soll eine solche Aussage?
Aufgrund der Erfahrungen mit Massenarbeitslosigkeit in der Weimarer Republik gibt es ein Totschlagargument, das hierzulande fast immer funktioniert: die vermeintliche Gefährdung von Arbeitsplätzen. Damit gelang es den Arbeitgebern in Deutschland lange, den Mindestlohn zu verhindern, obwohl es keine echten Belege gab, dass ein Mindestlohn Arbeitsplätze vernichtet.