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Gast

Warum zahlen Beamte nicht wie in Österreich und Schweiz in die Rentenversicherung ein?

In Österreich und der Schweiz zahlen alle,auch Beamte ein.Deswegen bekommen alle im Schnitt 40% mehr Rente als in Deutschland.
Im Schnitt bekommt ein Östereichischer Rentner 1800€!
Ein deutscher muß sich im Schnitt mit 1000€ begnügen,was ja kaum zum Leben reicht!
Frage beantworten Frage Nummer 3000064481 Frage melden

Antworten (23)
Cheru
Die 40% zwischen 1000€ und 1800€ sind tatsächlich auffällig.
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Schrat
Einfache Antwort: Weil es für den Staat billiger ist!
Würden die Beamten einzahlen (50% Arbeitnehmeranteil), müsste der Staat die andere Hälfte dazu einzahlen. Das kostet Geld, viel Geld, das möchte der Staat nicht.
So werden die Beamten alimentiert, ist billiger, viel billiger.
Der Staat hofft auf das frühe Ableben seiner ehemaligen Beamten, das steigert den Gewinn. Nur ganz wenige Beamte werden so alt, dass sie für den Staat unrentabel werden, sprich, er besser für sie in die Rentenkasse eingezahlt hätte.
Betrachtet man dann noch die Arbeitslosenversicherung, deren Anteile der Staat nicht einzahlen muss und die Krankenkassenanteile, dann wird es richtig billig für den Staat!
Also merken: Beamte = das billigste Arbeitsvieh für den Staat!
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bh_roth
Schrat, das verstehe ich nicht. Ich koste den Staat als Pensionär 500.000 Euro an Pension in 10 Jahren, das ist zumindest die Summe, die ich Netto auf dem Konto habe. Plus ca. 80.000 Euro der PKV, die der Staat auch noch bezahlt. Sollte ich das 70.Lebensjahr erreichen, wären das 1,16 Mio. Das soll für den Staat billiger sein, als wenn er für mich 30 Jahre lang den Arbeitgeberanteil bezahlt hätte?
Also ich finde es gut, dass ich nicht in Österreich Beamter geworden bin.
.
Abgesehen davon ist dieser Vergleich, den Gast da macht, ausgemachter Blödsinn. Denn die Zahlen sind nicht belegt.
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Schrat
@bh_roth
Der Beamte zahlt keine Sozialabgaben. Würde er welche zahlen, müsste der Dienstherr um diesen Betrag das Bruttogehalt eines Beamten aufstocken. In Wirklichkeit müsste somit der Staat 100% der Sozialleistungen bezahlen. Das wären bei 4000€ Brutto etwa 1500€. Diesen Betrag mal 12 Monate mal 40 Dienstjahre ergibt etwa 720.000,-€.
Bei einem Verdienst von 4000€ Brutto ergibt sich etwa einen Bruttopension von 2170€.
In diesem Fall könnte der Pensionär etwa 27 Jahre Pension beziehen, mit Zinseszinsen usw. noch sehr viel länger, ohne dass der Staat Verlust macht.
Die Lebenserwartung ist jedoch im Allgemeinen geringer, so dass der Staat letztlich der Gewinner ist. Wäre er es nicht, hätte er das System schon lange geändert!
Und was ing793 schreibt, ist natürlich ebenfalls ein zugkräftiges Argument

PS bh_roth:
Was hast Du denn für einen Pension, 4166€ im Monat? Dann hätte der Staat für Dich Unsummen als Angestellter in 40 Dienstjahren einzahlen müssen und hätte damit noch mehr gespart. Ich mag das gar nicht nachüberschlagen….
Die obige Überschlagsüberlegung gilt nur für ‚normale’ Beamte, die brav ihre Dienstzeit absitzen….
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Dorfdepp
@ Schrat

Könntest du vielleicht kurz erklären, warum der Staat das Brutto um den Sozialbeitrag erhöhen müsste? In der Wirtschaft zahlen das Arbeitnehmer und Arbeitgeber anteilig. Das heißt, in einen solchen Fall müsste der Beamte einen Teil seines Nettos in die Sozialversicherung einzahlen. Dann wäre er mit normalen Arbeitnehmern gleich gestellt.
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Schrat
@Dorfdepp
Ganz einfach, das Prinzip heißt gleiches Geld für gleiche Arbeit!
Ein Beamter und ein vergleichbarer Arbeitnehmer machen die gleiche Arbeit, bekommen also Netto dafür in etwa das gleiche Geld, nur dass der Beamte davon noch seine private Kranklenkasse für sich und seine Familie bezahlen muss.
Der Arbeitnehmer muss demnach also brutto den Betrag mehr erhalten, so dass er seinen Arbeitnehmeranteil an den Sozialversicherungsbeiträgen bezahlen kann.
Alles klar? Ist doch eigentlich ganz einfach zu verstehen….
Das Bruttogehalt eines in vergleichbarer Position beschäftiigten Beamten ist um eben diese Sozialversicherungsbeiträge geringer, genau diesen Betrag spart sich der Staat und ist äußertst glücklich damit!
Wäre es anders, gäbe es den Beamten in dieser bekannten Form nicht, das können Sie mir getrost glauben ....
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Dorfdepp
@ Schrat

Die Aussage, dass es gleiches Geld für gleiche Arbeit gibt, lasse ich mal so stehen, weil ich nicht weiß, ob heute zwei Beschäftigte in der Verwaltung, der eine beamtet, der andere angestellt, die die gleiche Arbeit machen, auch netto das Gleiche am Monatsende haben. Ich bezweifele das.

Ein Schulfreund von mir, der beim Arbeitsamt als Angestellter beschäftigt war, ist irgendwann beamtet worden. Er gab selbst zu, dass er seitdem finanziell bedeutend besser dastand und sich eigentlich dafür schämen müsste.

Ich war mit einer Lehrerin verheiratet. Anfangs verdiente ich 1000 DM mehr als sie, aber sie hatte 500 DM mehr netto. Davon ging zwar die Krankenkasse ab, aber das war damals nicht viel, und bei Krankheit gab es staatliche Zuschüsse, von denen ein normaler Arbeitnehmer nur träumen konnte. Für längere Fahrten zur Arbeitsstelle gab es Trennungsgeld, während einem normalen Arbeitnehmer von der Arbeitsagentur Fahrten bis zu 200 km täglich zugemutet werden konnten, die er zwar von der Steuer absetzen konnte, aber im Endeffekt draufgezahlt hat.

Man muss das Gesamtpaket sehen. Die Beamten haben eine sehr gute Lobby, die ihre Klientel erfolgreich in der Öffentlich als unterprivilegiert darzustellen weiß. Während die Arbeitnehmer in der Wirtschaft schon lange Lohnverzicht üben, schreien die Beamten sofort laut"SONDEROPFER", wenn sie etwas beitragen sollen.
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Dorfdepp
An das "Öffentlich" hänge ich noch ein "keit" an.

Und die genannten Fakten sind natürlich nur "Vorurteile", auch so ein beliebtes Totschlagargument zur Vernebelung.
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Dorfdepp
Die völlig ungerechtfertigten Beamtentarife bei den Versicherungen habe ich noch vergessen. Wie gesagt, es zählt das Gesamtpaket.
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Panther
Vielleicht findest du es ja auch als völlig unangemessen, dass der Versicherungsbeitrag für Astronauten höher ist als für Briefträger.
Wer weiß, bei deinem gestörten Verhältnis zur Umwelt.
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Panther
Weshalb der Neid auf Beamte im Ruhestand?
Ich habe früher – also ganz früher – über die Bezüge der Beamten gelächelt.
Ich verdiente damals das Dreifache eines Beamten im unteren/mittleren Dienst. Die Beamten müssen sich hochdienen wie jeder andere Berufstätige auch.

Und nun sieh dir bh_roth an. Der lächelt über uns.
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Schrat
@Dorfdepp
Das 'Gesamtpaket' passt schon als solches, obwohl es Beamte im unteren und mittleren Dienst gerade in Ballungsgebieten nicht leicht mit ihrem Gehalt haben.

Zur Krankenkasse: Da muss sich der Beamte zu 50% selbst privat teuer versichern. In jungen Jahren ist es günstig, aber in meinem Alter zahlt man ganz schön happige Beträge.
Im Bedarfsfall zahlt die Beihilfe des Beamten die andere Hälfte der anfallenden Kosten. Es ist kein Zuschuss sondern quasi der Arbeitgeberanteil, dabei übt der Staat sich in recht üppigen Selbstbehalten, soll heißen, er ersetzt längst nicht alles und der Beamte bleibt auf einem Teil der Kosten sitzen.
Dienstreisen: Auch der Beamte zahlt drauf, immer! Vom Trennungsgeld in den ersten 14 Tagen bekommt man heute kein Hotelzimmer mehr bezahlt und essen und trinken muss man ja auch noch.
Egal, festzuhalten wäre, dass der Staat bei den Beamten immer gewinnt, mit Angestellten Arbeitnehmern könnte der Staatsapparat nicht finanziert werden, so einfach ist das.
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Matthew
Warum die Fokussierung auf Beamte?
Jegliche Segmentierung des Rentensystems bringt Probleme, wann immer sich Verschiebungen in den Anteilen ergeben.
Im Moment z.B. dadurch, dass Menschen durch eine relativ hohe Arbeitslosigkeit in die Selbstständigkeit gedrängt werden. Das kostet die gesetzliche Rentenversicherung überproportional Einnahmen und bringt sie stärker in Schieflage, als nötig wäre.
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Dorfdepp
@ Schrat

Danke für die Antwort. Ich will es ja nur verstehen, daher meine Frage, warum der Staat dann überhaupt Angestellte im öffentlichen Dienst beschäftigt, wenn Beamte billiger sind? Dieser Tabelle* entnehme ich, dass der Staat den Beamten ein höheres Bruttogehalt zahlen muss, damit sie nach Abzug der Krankenkassenbeiträge in etwa das gleiche Nettoeinkommen wie die Angestellten haben.

* Der Link führt (mal wieder) auf diese Seite. Hier die Adresse: www.oeffentlicher-dienst.info/vergleich/b1/

Einen Hinweis kann ich mir nicht verkneifen: Nicht der Staat zahlt die Beamtenpensionen, sondern der Steuerzahler, auf den diesbezüglich eine Kostenexplosion zukommt. Würden die Beamten selbst vorsorgen müssen, könnte der Steuerzahler merklich entlastet werden, bzw. könnte dieses Geld sinnvoll ausgegeben werden, z.B. für die Infrastruktur.
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Skorti
Das wird aber kleinlich ...
der Staat setzt sich ja aus den Bewohner, also größtenteils den Steuerzahler zusammen.

Aber das der Staat den Beamten mehr zahlt, als den Angestellten, wegen der Krankenkasse, ergibt in der Summer immer noch weniger, als das Bruttogehalt der Angestellten plus Arbeitgeberanteil an Renten- und Arbeitslosenversicherung.
Jedenfalls kurzfristig gesehen. Langfristig kosten die Beamten mehr, da die Pensionen auch weiterhin von Staat bezahlt werden müssen, während die Angestellten irgendwann von der Rente leben müssen.
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Schrat
@Dorfdepp
Um Beamter zu werden, muss man einer der Beamtenlaufbahnen einfacher-, mittlerer-, gehobener- oder höherer Dienst einschlagen, je nach Eingangsvoraussetzung (Schulbildung) und persönlicher Neigung.
Da der Staat seinen Bedarf nicht allein aus Beamten decken kann, müssen auch angestellte Arbeitnehmer eingestellt werden, weil, Beamtenausbildung ist langwierig und teuer.
Mit Beamten hat der Staat leichtes Spiel, kann er doch per Gesetz alles Regeln, etwas dagegenzusetzen wie z. B. Streik, hat der Beamte nicht. Aber das weiß man ja vorher.

Zu Deinem Hinweis: Der Steuerzahler ist der Staat, somit auch der Beamte. Die Kostenexplosion kommt, aber nur deswegen, weil es sich der Staat zu einfach gemacht hat. Würde der Beamte selbst vorsorgen müssen, müsste der Staat ihm vorher das Geld geben, siehe oben, Einzahlen in Rentenversicherung usw..
Da das dem Staat zu teuer erscheint, gibt es keine Vorsorge. Er hofft schlichtweg, dass der frühzeitig eine Etage tiefer unterhalb des Rasens zieht, das spart ihm dann richtig Geld, und genauso ist es, siehe Rechnung oben.
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Schrat
@Skorti
Ich teile Deine Ansicht in den meisten Punkten.
Bis auf die Langfristigkeit. Dies trifft nur zu, wenn der Beamte mehr als 30 Jahre seine Pension bezieht, und das machen nun mal allein aus statistischen Gründen die Wenigsten.
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DerDoofe
Grau ist alle Theorie.
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Dorfdepp
Die Betrachtung von ing793 ist überzeugend. Auch die Beamtenpensionen funktionieren nach dem Umlageprinzip. Die einzige Schwierigkeit bei einer Umstellung des Systems sehe ich, dass der Staat eine Generation lang sowohl die laufenden Verpflichtungen wie auch die neuen Pensionsbeiträge gleichzeitig schultern müsste.
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Schrat
@ing793
Sie verwürfeln hier aber einiges.
Wer bitte bekommt bei 3000€ Durchschnittseinkommen 2600€ Pension? Völlig aus der Luft gegriffen! Wenn schon, dann auch richtig! Der aktuelle Pensionssatz liegt bei etwa 71,5% vom letzten Gehalt, also etwa 2150€ , wovon aber noch die Krankenkasse in Höhe von etwa 500€ für Pensionär und Ehefrau abgezogen werden muss, macht etwa 1650€ Netto-Pension.
Das 13.te Monatsgehalt und ebenso die 13.te Pension gibt es schon lange nicht mehr, auch kein Urlaubsgeld oder sonstige Gratifikationen.

Außerdem haben sie alle anderen Sozialabgaben nicht betrachtet.
Sie sollten das mal richtig nachrechnen, unter Einbeziehung aller Faktoren und diese dann auch noch richtig gewichten, als ing (ich nehme an, das steht für Ingenieur) können sie das doch!

Ich jedenfalls bleibe dabei, der Beamte ist das billigste Arbeitsvieh für den Staat, ab einem Alter von 95 Jahren wird etwa ein Gleichstand erreicht, aber das erleben die Wenigsten.
Wäre das anders, hätte der Staat keine Beamte....l
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StechusKaktus
Allen Beteiligten grosses Lob für diese sachliche und fundierte Diskussion, bei der ich einiges gelernt habe.

Zwei Anmerkungen von mir:
1. Die hohen Renten in Österreich weren in wenigen Jahren Geschichte sein, denn sie überfordern die Leistungsfähigkeit des Systems massiv.

2. Grundsätzlich gehören Beamte zu denjenigen, die überdurchschnitlich verdienen und sich somit auch überdurchschnittlich an Solidarsystemen beteiligen könnten. Genauso wie Ärzte und viele Selbstständige.
Eine Beteiligung von diesen Gruppen am Solidarsystem dient somit in jedem Fall der Stabilisierung des Solidarsystems.
Ein Solidarsystem, in das nur wenige Gutverdiener einzahlen aber viele etwas herausnhemen kann auf Dauer nicht funktionieren.
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DerDoofe
StechusKaktus, deinem Lob schließe ich mich an. Zeigt es doch, dass hier auch sachliche Erörterungen möglich sind.

Doch zu 1. deiner Ausführungen. Warum nach Österreich blicken? In Deutschland vollzieht sich im kleineren, jedoch keineswegs unbedeutendem Rahmen genau dieses Fiasko: Die Altersversorgung zieht die ARD in den Abgrund. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hatte man sich dort angesichts der gigantischen Geldmengen mit Luxusrenten ausgestattet. Dieses System steht vor dem Kollaps! Davon sind einige 10.000 Menschen betroffen.
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Schrat
@ing793
Ist ja alles richtig, was Du schreibst.
Das wir in nicht allzu ferner Zukunft große Probleme mit den Pensionen haben werden, ist auch richtig.

Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Staat an seinen Beamten in der aktiven Phase ‚verdient’, durch nicht bezahlen der Sozialabgaben.
Müsste er diese jetzt und sofort für alle Beamte zahlen, so wie er es für seine wenigen Angestellten Arbeitnehmer muss, wäre er schlagartig der Staatspleite nahe.
Er verschiebt, wie hier schon öfter erwähnt, das Problem in die Zukunft.

Man sieht somit, dass der Staat sich die vielen Beamten eigentlich gar nicht leisten kann, Aber wie soll dann die unverzichtbaren hoheitlichen Aufgabenfelder (Polizei, Gerichte, Bundeswehr, Bürgermeister ;-) usw. erledigen?
Lehrer hat man schon versucht zu ‚entamten’, man hat sich schleunigst wieder auf das verbeamten verständigt (sie Schleswig-Holstein).

@all
So, genug von mir, sonst drehe ich mich wieder im Kreis.
Vielen Dank für die angenehme Diskussion :-)
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