rayer
Rentenreform. Sind die Franzosen einfach schlauer als die Deutschen?
Wenn ich die Krawalle in Frankreich sehe muss ich sagen, Hut ab. In Deutschland sind Milliarden nur Peanuts, wenn ein Problemchen für die Wirtschaft am Himmel auftaucht. Den ausgelaugten Rentnern einen Ruhestand in Würde zu finanzieren ist allerdings zu teuer. Ich könnte ein Fan von Marx und Engels werden, so ausgebeutet und auch noch freiwillig, wurde der Arbeiter/Angestellte das letzte Mal vor 200 Jahren. Was muss noch passieren, dass der deutsche Michel auf die Straße geht? Geld ist ohne Ende da, nur wird es völlig falsch ausgegeben. Nicht nur die Wirtschaft hält das Land am Laufen, auch die, die es am Laufen hielten muss man respektieren.
Antworten (5)
Die Franzosen haben ein völlig zerklüftetes Rentensystem mit Sonderregelungen an allen Ecken und Enden.
Und ein nicht finanzierbares, wenn die alle mit 60 aus dem Berufsleben ausscheiden.
Irgendwer muss da irgendwann aufräumen. Mal sehen, ob es Macron schafft, alle Vorgänger sind eingeknickt...
Und ein nicht finanzierbares, wenn die alle mit 60 aus dem Berufsleben ausscheiden.
Irgendwer muss da irgendwann aufräumen. Mal sehen, ob es Macron schafft, alle Vorgänger sind eingeknickt...
Der normale französische Arbeitnehmer ging mit 62 Jahren in Rente. Dies wurde jetzt auf 64 Jahre erhöht. Dazu benutzte die Regierung den berüchtigten Paragrafen 49,3. Das erlaubt, ein Gesetz durchzudrücken, ohne dass die entsprechende Mehrheit dahinter steht. Macron wusste, dass ihm zwei Stimmen der Republikaner fehlen würde. Alle anderen Parteien stimmten dagegen.
Das hatte zur Folge, dass speziell der linke Flügel nach einer neuen Revolution rief. Dazu hat der linke Oberhäuptling Melenchon schon vorsorglich seine Truppen vorbereitet. Während den Verhandlungen mit den verschiedenen Parteien gab es schon überall Streiks, die sich nach dem Durchmarsch der Regierungspartei bis zu gewalttätigen Ausschreitungen erweiterte.
Der öffentliche Dienst ist sehr stark gewerkschaftlich vertreten. Die zwei wichtigsten Gewerkschaften sind die CGT (stark links) und CFDT (gemässigt). Wobei die Eisenbahner zumeist CGT-Anhänger sind.
Das hat natürlich zur Folge, dass bei kleinsten Problemen sofort keine Züge mehr fahren. Der normale arbeitende Franzose ist da nicht mehr überrascht (Schon wieder Streik).
Das französische Rentenrecht ist extrem aufgesplittert.
Der öffentliche Dienst und die Beamten haben eigene Renten- und Krankenversicherungskassen. So gehen Soldaten ab 43 Jahren in den Ruhestand und Berufe wie Eisenbahner oder Fluglotsen ab 50 Jahren.
Dies sollte jetzt dazu ein wenig vereinheitlicht werden. Das hat Macron nicht geschafft. Es wird auch in Zukunft sehr unterschiedlich sein. Allerdings wird der Rentenbeginn für alle ein wenig später sein.
Das hatte zur Folge, dass speziell der linke Flügel nach einer neuen Revolution rief. Dazu hat der linke Oberhäuptling Melenchon schon vorsorglich seine Truppen vorbereitet. Während den Verhandlungen mit den verschiedenen Parteien gab es schon überall Streiks, die sich nach dem Durchmarsch der Regierungspartei bis zu gewalttätigen Ausschreitungen erweiterte.
Der öffentliche Dienst ist sehr stark gewerkschaftlich vertreten. Die zwei wichtigsten Gewerkschaften sind die CGT (stark links) und CFDT (gemässigt). Wobei die Eisenbahner zumeist CGT-Anhänger sind.
Das hat natürlich zur Folge, dass bei kleinsten Problemen sofort keine Züge mehr fahren. Der normale arbeitende Franzose ist da nicht mehr überrascht (Schon wieder Streik).
Das französische Rentenrecht ist extrem aufgesplittert.
Der öffentliche Dienst und die Beamten haben eigene Renten- und Krankenversicherungskassen. So gehen Soldaten ab 43 Jahren in den Ruhestand und Berufe wie Eisenbahner oder Fluglotsen ab 50 Jahren.
Dies sollte jetzt dazu ein wenig vereinheitlicht werden. Das hat Macron nicht geschafft. Es wird auch in Zukunft sehr unterschiedlich sein. Allerdings wird der Rentenbeginn für alle ein wenig später sein.
"Ausgebeutet wie vor 200 Jahren" ist völliger Nonsens. Informiere dich mal über die wirklichen Zustände damals, bitterste Armut überall, Wochenarbeitszeiten von 90 Stunden normal. Wohlstand hatten nur Reiche. Heute haben wir Tarifverträge, einen gerade erhöhten Mindestlohn, ein anständiges Sozialsystem und und und. Dass wir zudem, dank medizinischer Fortschritte, immer älter werden und das Rentensystem, das auf dem Generationenvertrag basiert - die Jüngeren zahlen für die Rente der Älteren - kann das nur stabil bleiben, wenn entweder mehr einzahlen (da sagen z.B. die Beamten Nö), alle Arbeitenden mehr einzahlen oder etwas länger arbeiten. Letzteres ist am effektivsten. Dass die Franzosen dagegen Sturm laufen, halte ich für reichlich egoistisch. Da wird die eigene Bequemlichkeit klar vor das Gemeinwohl gestellt.
Ich sag ja, die Franzosen sind schlauer. Hier glaubt man tatsächlich die Gebetsmühlen der Wirtschaft von der unbezahlbaren Rente. Hallo? Die ganze Kohle, die ständig in irgendwelche Rettungsprogramme der selbst verschuldeten Misswirtschaft gepumpt wird, reicht völlig aus, um mit 65 den Menschen eine würdevolle Rente zu zahlen. Bankenkrise? Der Bürger zahlt die Zeche. Wirtschaftskrise? Der Bürger zahlt. Was mich in der Sache fassungslos zurücklässt, der deutsche Michel glaubt auch noch den Unsinn und arbeitet vermutlich demnächst völlig begeistert bis 70.
Eine Sache ist sicher, spätestens am 65. Geburtstag und der Tag des Rentenbezugs ist noch in weiter Ferne, wird der Verstand wieder einsetzen. Leider wie bei vielen Dingen zu spät. Aber man hat sich ja dem Gemeinwohl geopfert, die Gewinne des Kapitals brav erwirtschaftet und bei Misswirtschaft helfend die Hand hingehalten und bezahlt. Die Gehirnwäsche hat zumindest gut funktioniert.